Analyse: Kaffeekonsum und die Auswirkungen auf die Umwelt

Veröffentlicht am 26.11.2021 13:45
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Im Laufe meiner Tests habe ich angefangen mir Gedanken zu machen was Nachhaltigkeit im Detail für mich als Kaffeetrinker eigentlich bedeutet. Ich wollte wissen, was die größten Verursacher sind und welche Optionen ich als Konsument habe. Ich hätte gern auch mehr über Zertifizierungen geschrieben, aber ich habe gemerkt, dass es zu langwierig ist umfängliche Informationen zu sammeln und auszuwerten. Vielleicht trage ich das nochmal in einem anderen Post zusammen.

Verbraucher vom Anbau bis zur Tasse Kaffee

Die Verursacher von CO₂-Äquivalenten lassen sich grob in 3 Gruppen einteilen.

Anbau, Dünger, Pestizide (68 %)

Der Bedarf an Dünger ist enorm und ist mit Abstand der größte Verursacher von CO₂-Äquivalenten. Dabei spielt auch die falsche Verwendung eine wichtige Rolle. Viel hilft viel, von möglicherweise schädlichen Substanzen die in manchen Ländern noch nicht verboten wurden. Das schadet dabei im schlimmsten Fall dem gesamten Ökosystem.

Nachhaltige Projekte achten daher auf die optimale Ausbeute bei geringerem Einsatz von schädlichem Material. Außerdem lassen sich durch Investitionen alte ineffiziente Technologien ersetzen.

Konsum / Zubereitung (11 %)

Erstaunlich und kaum zu glauben, wirkt der hohe Anteil den wir beim Konsum daheim, im Café oder im Büro verursachen. Die Annahme ist, dass die Allermeisten einen Filterkaffee konsumieren und die Geräte dabei im Schnitt 120min im Stand-By verweilen. Generell habe ich das Gefühl, das Maschinen im Büro eigentlich nie ausgemacht werden.

Aber auch andere Faktoren tragen dazu bei:

  • Verwendung von Zucker, Milch, Wasser
  • Kühlung der Milch
  • Verschwendung & Abfall (Filter, Caps, etc.)
  • Spülmaschine / Abwasch

Ca. 1,5 % der Kaffeemenge verschwindet beim Konsum durch Verbrühen, Schwund oder sonstigem. Der Mokatopf und die French Press sind übrigens ökologisch am sinnvollsten, vorausgesetzt das Wasser wird effizient erhitzt, bspw. im Wasserkocher.

Verpackung, Röstung, Transport (6 %)

Erstaunlicherweise sind die Kosten für Verpackung und Transport fast vernachlässigbar. Die Maschinen an diesem Ende der Lieferkette sind effizient, nutzen erneuerbare Energien, Filteranlagen, sonstige Synergien oder wiederaufbereitete Materialien.

Trotzdem ergibt es sicher Sinn, auf nachhaltigere Materialien zu achten oder diese besser & kreativer auszunutzen. Viele lokale Röstereien bieten mittlerweile sogar einen Preisnachlass, wenn der Kunde seine eigene Verpackung mitbringt oder haben ein Pfandsystem (z. B. recup).

Messwerte und Vergleich zu anderen Produkten

CO₂ Verbrauch im Monat pro Kopf in der EU-27 im Jahr 2019
675kg

CO₂ Äquivalente für verschiedener Produkte
22kg | Espressi (Nachhaltig) ¹
38kg | Cappuccini mit Soja / Haferdrink (Nachhaltig) ¹
55kg | Cappuccini mit Kuhmilch (Nachhaltig) ¹
74kg | Mineralwasser 0.7l Glasflasche ¹
103kg | Espressi (konventionell) ¹
118kg | Cappuccini mit Soja / Haferdrink (konventionell) ¹
135kg | Cappuccini mit Kuhmilch (konventionell) ¹
141kg | 0,3kg Haferfl., 0,35l Hafermilch, 1 Banane, 1 Apfel ¹
174kg | 1 Scheibe Butterbrot mit 3 Scheiben Salami ¹
200kg | Rindfleisch pro Kopf im Jahr 2020 ¹
313kg | 1 Jahr Pendeln 9km Strecke (6l/100km)

¹ Menge bezieht sich auf 365 Einheiten

Zusätzliche Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle und sollten nicht außer Acht gelassen werden.

Auf der einen Seite steht die ethische Komponente. Größtenteils lebt Nutzvieh einfach in verwahrlosten Verhältnissen, geboren zur Reproduktion, optimiert zur Milch & Fleischerzeugung. Aber auch für den Menschen sind die Zustände an anderen Stellen der Lieferketten in anderen Ländern teilweise ziemlich prekär, Thema Kinderarbeit und Ausbeutung.

Zum anderen geht es gerade bei der Viehhaltung auch um Wasserverbrauch, die Versauerung der Meere und des Grundwassers sowie die Ausbeutung von Flächen. Dabei schneidet der konventionelle Anbau und vor allem Produkte der Kuh wesentlich schlecht ab.

Die Reduzierung von CO₂ bedarf intelligenter Lösungen und langwierige Beobachtungen, so führte eine Umstellung auf regionales Viehfutter u.U. zu mehr Methan oder die Zusammensetzung verändert sich und am Ende reduziert sich die Menge der Milch oder Fleischproduktion. Damit lässt sich auch erklären, warum der Liter Bio Milch einen höheren CO₂ aufweist.

Albert Schweizer Stiftung - Umweltwirkung von Kuhmilch im Vergleich zu Pflanzenmilch

Fazit

Insgesamt bin ich eher beruhigt, Kaffee ist nicht der extreme Klimakiller, für den ich ihn bisher gehalten habe. Dennoch ist es wichtig sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen und evtl. manchmal etwas mehr auf nachhaltigen Anbau zu setzen, die Ernährung ein wenig zu modifizieren oder die ein oder andere Tasse Kaffee einfach wegzulassen, die vielleicht eh eher im Abfluss gelandet wäre.

Um den eigenen Fußabdruck zu verringern oder gar die Bilanz für den Kaffeekonsum auszugleichen lässt sich einiges machen:

  • Umstellung der Ernährung; streicht man die Wurst und Butter aus dem Programm ist man fast im Plus
  • Milch durch pflanzliche Alternativen ersetzen
  • Die Maschine nicht unnötig im Stand-By lassen oder mit einer Zeitschaltuhr steuern
  • Wasserkocher statt Herdplatte verwenden
  • Händler unterstützen, die auf nachhaltigen Anbau setzen oder in Projekte investieren, die wiederum versuchen CO₂ zu verringern
  • Systeme, wie bspw. Caps, die zusätzlichen Abfall produzieren vermeiden
  • Recycling, kompostieren von Kaffeeresten, wiederverwenden von Tüten

Es ist auch schön zu sehen, dass es mittlerweile viele Anbieter gibt, die dieses Thema nicht einfach ignorieren. Murnauer bspw. spendet Geld an Projekte und gleicht so aus, Roastmarket und andere Anbieter versuchen neue Verpackungen anzubieten, ohne Aluminium oder Plastik.


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